AEB-Dedikationseinband

Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände Heft 50 Oktober 2023

2024

Edelpappband

Maße: 21×29,7cm

Einband: Scherenschnitte und Schablonenwischpapier

Buchblock: handgestochenes Kapital und Dreiseitiger Sprengschnitt

Vorsatzpapier: Schablonenwischpapier

Handeinband in Leinenkassette

Beschreibung

Auf der Suche nach einer Gestaltungsidee für den Dedikationseinband der Tagung 2024 des AEB
stieß ich in der Recherche auf auf die Buchbindewerkstatt Weischner, welche eng mit dem Tagungsort der Universitätsbibliothek Jena verbunden sind. So hatten die Universitäts- und Hofbuchbinder Johannes und sein Sohn Lukas Weischner eine leitende Funktion in den Anfängen der frühneuzeitlichen Bibliothek inne. Als bedeutende Buchbinder der deutschen Spätrenaissance stellen sich ihre Arbeiten in den Dienst des ernestinischen Fürstenhauses und entwickeln in Zeiten der politischen und konfessionellen Auseinandersetzung eine weite Strahlkraft im Wettstreit für die Reformation. Der aufkommende Buchdruck in Jena befeuerte ihre Öffentlichkeitswirkung ebenso wie die Aufträge von zahlreichen Privatpersonen.

Betrachtet man den Einbandtypus der pressvergoldeten und lackbemalten Deckelflächen der Werkstatt Weischner aus einem gestalterischen Blickwinkel,  so haben die Einbände auch heute wenig von ihrer Andersartigkeit gegenüber anderen Bucheinbänden verloren: bunte, ungebrochene Farben ziehen sich durch ein verflochtenes Bandwerk, welches eine historische Person oder reformatorische Szenerie (z.B. Luther oder Johann Friedrich I.) im Zentrum des Buchdeckels rahmt.

Allerdings sollen sich mit einem Blick aus dem 21. Jahrhundert auch einige Dinge in der Gestaltung des Einbandes ändern. Kein Fürst oder Reformator steht im Zentrum des Einbandes, sondern die Buchbinder selbst. So verlässt die Gestaltung die vormals dienende Haltung der beiden Hofbuchbinder und rückt ihren kreativen Ideenreichtum in Form zweier kämpfender Seedrachen in den Mittelpunkt. Statt einer Pressvergoldung
werden die Motive im Scherenschnitt ausgeschnitten
und als Papierauflage auf den schmalen Edelpappband
geklebt. Die Farbtöne des Originaleinbandes werden nicht mit Lack, sondern in Form von Schablonenwischpapieren
wiedergegeben, aus welchen die Scherenschnitte ausgeschnitten wurden. Im Hintergrund wird ein rotbraunes Wischpapier in einem Farbverlauf gearbeitet, welcher die Drachenköpfe im Zentrum ins Scheinwerferlicht setzt.